Interview „Interim-Management – 7 Fragen an Thomas Wieler“

30. Juni

INTERIM-MANAGEMENT: CHANCE AUF VERBESSERUNG UND EFFEKTIVE PROBLEMLÖSUNG.
7 FRAGEN AN THOMAS WIELER.

Als Unternehmensberatung ist PSU auf den Bereich Personal spezialisiert und damit erfolgreich bundesweit am Markt etabliert. Darüber hinaus begleitet PSU seine Klienten bei der Gestaltung von Veränderungsprozessen, gestützt auf langjährige Erfahrung in der Personal- und Organisationsentwicklung, und bei der Lösung anspruchsvoller Situationen in den Unternehmen selbst.

Mit INTERIM-MANAGEMENT leistet PSU die Übernahme von Führungsaufgaben auf Zeit. Dies beinhaltet Vorschläge aus einem Experten-Pool von verschiedenen Führungspersönlichkeiten, die mit ihrem Wissen, ihrer Professionalität, Sozial- und Führungskompetenz bei Kundenprojekten unterstützend zur Seite stehen bzw. innerhalb ihrer Organtätigkeiten die volle Verantwortung für den betrieblichen Erfolg übernehmen.

THOMAS WIELER erfüllt genau diese Aufgaben seit einigen Jahren im Auftrag von PSU. Er hat uns einige Fragen zur Lage, aktuellen Aufgabenstellungen, Herangehen, Ergebnissen und generellen Erfahrungen beantwortet.

Herr Wieler, auf Ihrer Website „wieler-abc.de“ stellen Sie sich mit den Schlagworten „Analyse | Beratung | Coaching“ vor. Zugleich sind Sie regelmäßig als Interimsmanager im Einsatz, mit besten Referenzen auch für PSU. PSU selbst nennt unter dem Leistungsspektrum des Interim-Management das folgende Portfolio:

> Übernahme der Geschäftsführung
> Überbrückung von Vakanzen
> Sicherung des laufenden Betriebs
> Restrukturierung/Sanierung
> Langfristige Strategieentwicklung
> Regelung der Nachfolge

1. Welches sind aktuell Ihre persönlichen Schwerpunkte bei der Übernahme von Deputaten bzw. was wird zur Zeit in den Organisationen am meisten erwartet?

Antwort
„Meine persönlichen Schwerpunkte stehen generell nicht im Vordergrund, sondern maßgebend ist, was beim jeweiligen Kunden aktuell ‚fehlt‘ bzw. welche konkrete Unterstützung benötigt wird oder ersetzt werden muss. D.h. ich stelle mich auf die jeweilige Anforderung des Kunden ein – soweit ich sehe, dass ich mich dieser erfolgreich stellen kann. Dazu gehört auch Ehrlichkeit mir selbst gegenüber, dass ich den Mut habe, „Nein“ zu sagen, wenn ich den Eindruck habe, dass ich die für den Erfolg erforderlichen Kompetenzen nicht mitbringe, oder ich merke, dass Vorbehalte mir gegenüber bestehen. Meine bisherige Erfahrung ist, dass dort, wo ich weitgehendes Vertrauen genieße und ich einen großen Gestaltungsfreiraum habe, dass ich mich dort am besten auf die jeweilige Situation einstellen kann, um Maßnahmen zu ergreifen, die wirksam sind, um eine Situation nachhaltig zu verändern. Es kann und darf nicht um kosmetische Veränderungen gehen.“

 

2. Können Sie Ihre Einschätzung hierzu mit einem Beispiel bitte etwas konkretisieren?

Antwort
„Für oberflächliche Veränderungen ist ein Interimsmanagement-Einsatz zu teuer. Es muss eine Langzeitwirkung davon ausgehen, d.h. der Nutzen daraus muss möglichst lange wirken. Es gibt keinen Standardeinsatz beim Interim-Management, sondern es geht i.d.R. darum, woran ‚krankt‘ eine Situation. Was ich allerdings fast regelmäßig antreffe, ist ein Vakuum bei der Umsetzung einer konsequenten Personalführung. Dadurch haben sich bestimmte Situationen ‚eingenistet‘ bzw. festgefahren. Diese zu verändern, erfordert Steh- und Durchhaltevermögen, das bislang entweder nicht vorhanden oder nicht gewollt war. Das mag sicher auch eine gewisse Schwäche der Branche sein, man kümmert sich ja um Menschen, will nett sein …“

 

3. „Neue Besen kehren gut.“, sagt der Volksmund. Hilft Ihnen das Interesse an unvoreingenommenen Ideen oder neuer Führungskultur bei Ihren Projekten?

Antwort
„Ganz genau. Hier kommt – zumindest von außen betrachtet – der Vorzug eines Interimsmanagement-Einsatzes zum Tragen: ich gehe völlig unbefangen in die jeweilige Situation hinein. Ich kenne die Geschichte nicht und frage mich unvoreingenommen durch. Ich muss keine Rücksicht nehmen auf bisherige Gepflogenheiten, sondern hinterfrage sie, zeige ggf. Alternativen auf.

Häufig ist in den Situationen bei den Kunden vor Ort eine verunsicherte Stimmung anzutreffen. Sei es, weil MitarbeiterInnen ahnen, dass es so in der aktuellen Form nicht weitergehen kann. Oder auch, weil der Einsatz eines Interimsmanagers etwas völlig Neues darstellt und damit Verunsicherungen verbunden sind. In dieser Situation geht es also zunächst einmal darum, Ruhe in den Betrieb reinzubringen, vertrauensbildend zu agieren und Zuversicht auszustrahlen.“

 

4. Diese Haltung fordert Ihnen nicht nur Optimismus ab, sondern auch die tiefe Überzeugung, grundsätzlich positive Ergebnisse erreichen zu können, oder?

Antwort
„Im Regelfall ist es nach meinen bisherigen Erfahrungen so, dass der Betrieb immer eine Zukunft hat. Das ist eine wichtige Botschaft. Es geht nicht um die Frage, ob es weitergeht, sondern viel mehr darum, wie es weitergeht. Allein das ist schon häufig die wichtigste Aussage – und sie ist meist die Grundlage, dass die Belegschaft auch Vertrauen fasst. Denn sie ist dann herausgefordert, den Interimsmanager (IM) auf dem Weg in eine gute Zukunft tatkräftig zu unterstützen.“

Auf Ihrer Website beleuchten Sie das Interim-Management aus 4 Perspektiven:

>  Chance auf Veränderung
>  Effektive Problemlösung
>  Chance auf Verbesserung
>  Kompetenzbündelung

 

5. Wie dürfen wir uns Ihr Herangehen innerhalb der einzelnen Projekte an Analyse, Strategie und Umsetzung vorstellen?

Antwort
„Als Interimsmanager bin ich nicht der geschulte Fachmann in den fachlichen Themen eines Unternehmens und gebe mich dafür auch gar nicht erst aus. Im Gegenteil: Oft kokettiere ich mit meiner nicht vorhandenen Fachlichkeit und bestärke die jeweiligen fachlichen Bereichsverantwortlichen in ihrem Engagement. Ich frage, was sie benötigen als Unterstützung, um ihre Aufgabe noch besser erfüllen zu können. Ich agiere eher als Koordinator, fördere die Zusammenarbeit der einzelnen Fachbereiche – was in einer unbefriedigenden Situation häufig eine der möglichen Ursachen darstellt. Allein diese Ansätze tragen fast regelmäßig dazu bei, dass Kreativität gefördert und Leistungen gesteigert werden.“

 

6. Um nochmal nachzufragen: was bedeutet diese Erfahrung hinsichtlich Analyse, Strategie und Umsetzung?

Antwort
„Aus der betriebswirtschaftlichen Analyse ergeben sich die Schwachstellen und gleichzeitig die Ansatzpunkte für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Kurz zusammengefasst: Wenn die Fachleute in Ihrer Disziplin optimierend agieren und sie merken, dass sie dafür kreative Freiheit haben und durch wirtschaftliches Know-How unterstützt werden, sind günstige Grundlagen geschaffen für eine erfolgreiche Perspektive. Meine Erfahrung ist, dass die Bereichsverantwortlichen in ihrem Fachgebiet fit sind, sich aber sowohl in den Themen Wirtschaftlichkeit als auch Personalführung nicht kompetent fühlen. Deshalb werden diese vernachlässigt. Wenn sie dazu nachvollziehbare Grundlagen und Begleitung erhalten, greifen sie diese meist dankbar auf, weil sie dann über Instrumente verfügen, die ihnen Klarheit (für die wirtschaftliche Situation) und Sicherheit für ihr Handeln geben.

Oft treffe ich auf Situationen, in denen eine gesamtdefizitäre Situation gegeben ist, aber keiner weiß, an welchem Bereich es liegt. Hier geht es darum, zunächst Ursachenanalyse zu betreiben. Das stellt dann bereits eine wertvolle Grundlage dar für das weitere differenzierte Vorgehen und schafft meist eine gewisse Akzeptanz – und möglicherweise auch gleich die aktive Unterstützung - für erforderliche Veränderungen.“

 

7. Vielen Dank, Herr Wieler, dass Sie uns mit Ihren Beschreibungen die Kraft zur Veränderung und die Möglichkeiten von Interimsmanagement-Projekten so plakativ dargestellt haben. Mit der letzten Frage wollen wir dieses Interview beschließen: Auf welche Weise unterstützt die Zusammenarbeit mit PSU Ihr Wirken beim Projektdesign, und nimmt dies Einfluss auf Ihren Erfolg vor Ort?

Antwort
„Der regelmäßige Austausch mit PSU hilft dem Interimsmanager, sowohl den aktuellen Projektverlauf als auch die eigenen Aktionen zu reflektieren. Es ist ein Blick mit 4 Augen und 4 Ohren. PSU hat den Vorzug, weiter weg zu sein, weniger befangen zu sein, d.h. Situationen objektiver zu betrachten und im Austausch mit dem Interimsmanager auch kritisch hinterfragen zu können. PSU und IM bilden an dieser Stelle eine Einheit. In dieser Einheit erfolgt die gemeinsame Außenschau auf die Organisation – während der Interimsmanager sonst mitten im betrieblichen Leben des Kunden steht. Das ist eine sehr wichtige Funktion, die den IM im gravierendsten Fall vor Betriebsblindheit schützen wird. Ein anderer Verzug kann im worst case auch darin bestehen, dass bei der gemeinsamen Reflektion zwischen PSU und IM die Erkenntnis eintritt, dass der Einsatz ‚einen Kampf gegen Windmühlen‘ darstellt, was für alle Beteiligten hochgradig unbefriedigend wäre. In der Konsequenz kann dann entweder ein gemeinsamer Schlussstrich gezogen werden, oder PSU nimmt dies zum Anlass für ein konstruktives Kritikgespräch mit dem Auftraggeber, in dem auszuloten ist, ob neben der Schlussstrich-Entscheidung noch Alternativen wie eine Anpassung von Rahmenbedingungen möglich wären, um dennoch die Chance auf eine positive Zukunftsentwicklung herzustellen.

 

Lieber Herr Wieler, ganz herzlichen Dank für das offene Gespräch.